Kapitel 4. Entwicklerdokumentation

4.1. Globale Variablen

4.1.1. Wie sehen globale Variablen in Perl aus?

Globale Variablen liegen in einem speziellen namespace namens "main", der von überall erreichbar ist. Darüber hinaus sind bareword globs global und die meisten speziellen Variablen sind... speziell.

Daraus ergeben sich folgende Formen:

$main::form

expliziter Namespace "main"

$::form

impliziter Namespace "main"

open FILE, "file.txt"

FILE ist global

$_

speziell

Im Gegensatz zu PHP™ gibt es kein Schlüsselwort wie "global", mit dem man importieren kann. my, our und local machen was anderes.

my $form

lexikalische Variable, gültig bis zum Ende des Scopes

our $form

$form referenziert ab hier $PACKAGE::form.

local $form

Alle Änderungen an $form werden am Ende des scopes zurückgesetzt

4.1.2. Warum sind globale Variablen ein Problem?

Das erste Problem ist FCGI™.

SQL-Ledger™ hat fast alles im globalen namespace abgelegt, und erwartet, dass es da auch wiederzufinden ist. Unter FCGI™ müssen diese Sachen aber wieder aufgeräumt werden, damit sie nicht in den nächsten Request kommen. Einige Sachen wiederum sollen nicht gelöscht werden, wie zum Beispiel Datenbankverbindungen, weil die sehr lange zum Initialisieren brauchen.

Das zweite Problem ist strict. Unter strict werden alle Variablen die nicht explizit mit Package, my oder our angegeben werden als Tippfehler angemarkert, dies hat, seit der Einführung, u.a. schon so manche langwierige Bug-Suche verkürzt. Da globale Variablen aber implizit mit Package angegeben werden, werden die nicht geprüft, und somit kann sich schnell ein Tippfehler einschleichen.

4.1.3. Kanonische globale Variablen

Um dieses Problem im Griff zu halten gibt es einige wenige globale Variablen, die kanonisch sind, d.h. sie haben bestimmte vorgegebenen Eigenschaften, und alles andere sollte anderweitig umhergereicht werden.

Diese Variablen sind im Moment die folgenden neun:

  • $::form

  • %::myconfig

  • $::locale

  • $::lxdebug

  • $::auth

  • $::lx_office_conf

  • $::instance_conf

  • $::dispatcher

  • $::request

Damit diese nicht erneut als Müllhalde missbraucht werden, im Folgenden eine kurze Erläuterung der bestimmten vorgegebenen Eigenschaften (Konventionen):

4.1.3.1. $::form

  • Ist ein Objekt der Klasse "Form"

  • Wird nach jedem Request gelöscht

  • Muss auch in Tests und Konsolenscripts vorhanden sein.

  • Enthält am Anfang eines Requests die Requestparameter vom User

  • Kann zwar intern über Requestgrenzen ein Datenbankhandle cachen, das wird aber momentan absichtlich zerstört

$::form wurde unter SQL Ledger™ als Gottobjekt für alles misbraucht. Sämtliche alten Funktionen unter SL/ mutieren $::form, das heißt, alles was einem lieb ist (alle Variablen die einem ans Herz gewachsen sind), sollte man vor einem Aufruf (!) von zum Beispiel IS->retrieve_customer() in Sicherheit bringen.

Z.B. das vom Benutzer eingestellte Zahlenformat, bevor man Berechnung in einem bestimmten Format durchführt (SL/Form.pm Zeile 3552, Stand version 2.7beta), um dies hinterher wieder auf den richtigen Wert zu setzen:

  my $saved_numberformat    = $::myconfig{numberformat};
  $::myconfig{numberformat} = $numberformat;
  # (...) div Berechnungen
  $::myconfig{numberformat} = $saved_numberformat;

Das Objekt der Klasse Form hat leider im Moment noch viele zentrale Funktionen die vom internen Zustand abhängen, deshalb bitte nie einfach zerstören oder überschreiben (zumindestens nicht kurz vor einem Release oder in Absprache über bspw. die devel-Liste ;-). Es geht ziemlich sicher etwas kaputt.

$::form ist gleichzeitig der Standard Scope in den Template::Toolkit™ Templates außerhalb der Controller: der Ausdruck [% var %] greift auf $::form->{var} zu. Unter Controllern ist der Standard Scope anders, da lautet der Zugriff [% FORM.var %]. In Druckvorlagen sind normale Variablen ebenfall im $::form Scope, d.h. <%var%> zeigt auf $::form->{var}. Nochmal von der anderen Seite erläutert, innerhalb von (Web-)Templates sieht man häufiger solche Konstrukte:

[%- IF business %]
# (... Zeig die Auswahlliste Kunden-/Lieferantentyp an)
[%- END %]

Entweder wird hier dann $::form->{business} ausgewertet oder aber der Funktion $form->parse_html_template wird explizit noch ein zusätzlicher Hash übergeben, der dann auch in den (Web-)Templates zu Verfügung steht, bspw. so:

$form->parse_html_template("is/form_header", \%TMPL_VAR);

Innerhalb von Schleifen wird $::form->{TEMPLATE_ARRAYS}{var}[$index] bevorzugt, wenn vorhanden. Ein Beispiel findet sich in SL/DO.pm, welches über alle Positionen eines Lieferscheins in Schleife läuft:

for $i (1 .. $form->{rowcount}) {
  # ...
  push @{ $form->{TEMPLATE_ARRAYS}{runningnumber} },   $position;
  push @{ $form->{TEMPLATE_ARRAYS}{number} },          $form->{"partnumber_$i"};
  push @{ $form->{TEMPLATE_ARRAYS}{description} },     $form->{"description_$i"};
  # ...
}

4.1.3.2. %::myconfig

  • Das einzige Hash unter den globalen Variablen

  • Wird spätestens benötigt wenn auf die Datenbank zugegriffen wird

  • Wird bei jedem Request neu erstellt.

  • Enthält die Userdaten des aktuellen Logins

  • Sollte nicht ohne Filterung irgendwo gedumpt werden oder extern serialisiert werden, weil da auch der Datenbankzugriff für diesen user drinsteht.

  • Enthält unter anderem Listenbegrenzung vclimit, Datumsformat dateformat und Nummernformat numberformat

  • Enthält Datenbankzugriffinformationen

%::myconfig ist im Moment der Ersatz für ein Userobjekt. Die meisten Funktionen, die etwas anhand des aktuellen Users entscheiden müssen, befragen %::myconfig. Innerhalb der Anwendungen sind dies überwiegend die Daten, die sich unter Programm -> Einstellungen befinden, bzw. die Informationen über den Benutzer die über die Administrator-Schnittstelle (admin.pl) eingegeben wurden.

4.1.3.3. $::locale

  • Objekt der Klasse "Locale"

  • Wird pro Request erstellt

  • Muss auch für Tests und Scripte immer verfügbar sein.

  • Cached intern über Requestgrenzen hinweg benutzte Locales

Lokalisierung für den aktuellen User. Alle Übersetzungen, Zahlen- und Datumsformatierungen laufen über dieses Objekt.

4.1.3.4. $::lxdebug

  • Objekt der Klasse "LXDebug"

  • Wird global gecached

  • Muss immer verfügbar sein, in nahezu allen Funktionen

$::lxdebug stellt Debuggingfunktionen bereit, wie "enter_sub" und "leave_sub", mit denen in den alten Modulen ein brauchbares Tracing gebaut ist, "log_time", mit der man die Wallclockzeit seit Requeststart loggen kann, sowie "message" und "dump" mit denen man flott Informationen ins Log (tmp/kivitendo-debug.log) packen kann.

Beispielsweise so:

$main::lxdebug->message(0, 'Meine Konfig:' . Dumper (%::myconfig));
$main::lxdebug->message(0, 'Wer bin ich? Kunde oder Lieferant:' . $form->{vc});

4.1.3.5. $::auth

  • Objekt der Klasse "SL::Auth"

  • Wird global gecached

  • Hat eine permanente DB Verbindung zur Authdatenbank

  • Wird nach jedem Request resettet.

$::auth stellt Funktionen bereit um die Rechte des aktuellen Users abzufragen. Obwohl diese Informationen vom aktuellen User abhängen wird das Objekt aus Geschwindigkeitsgründen nur einmal angelegt und dann nach jedem Request kurz resettet.

4.1.3.6. $::lx_office_conf

  • Objekt der Klasse "SL::LxOfficeConf"

  • Global gecached

  • Repräsentation der config/kivitendo.conf[.default]-Dateien

Globale Konfiguration. Configdateien werden zum Start gelesen und danach nicht mehr angefasst. Es ist derzeit nicht geplant, dass das Programm die Konfiguration ändern kann oder sollte.

Beispielsweise ist über den Konfigurationseintrag [debug] die Debug- und Trace-Log-Datei wie folgt konfiguriert und verfügbar:

[debug]
file = /tmp/kivitendo-debug.log

ist der Key file im Programm als $::lx_office_conf->{debug}{file} erreichbar.

[Warnung]Warnung

Zugriff auf die Konfiguration erfolgt im Moment über Hashkeys, sind also nicht gegen Tippfehler abgesichert.

4.1.3.7. $::instance_conf

  • Objekt der Klasse "SL::InstanceConfiguration"

  • wird pro Request neu erstellt

Funktioniert wie $::lx_office_conf, speichert aber Daten die von der Instanz abhängig sind. Eine Instanz ist hier eine Mandantendatenbank. Beispielsweise überprüft

$::instance_conf->get_inventory_system eq 'perpetual'

ob die berüchtigte Bestandsmethode zur Anwendung kommt.

4.1.3.8. $::dispatcher

  • Objekt der Klasse "SL::Dispatcher"

  • wird pro Serverprozess erstellt.

  • enthält Informationen über die technische Verbindung zum Server

Der dritte Punkt ist auch der einzige Grund warum das Objekt global gespeichert wird. Wird vermutlich irgendwann in einem anderen Objekt untergebracht.

4.1.3.9. $::request

  • Hashref (evtl später Objekt)

  • Wird pro Request neu initialisiert.

  • Keine Unterstruktur garantiert.

$::request ist ein generischer Platz um Daten "für den aktuellen Request" abzulegen. Sollte nicht für action at a distance benutzt werden, sondern um lokales memoizing zu ermöglichen, das garantiert am Ende des Requests zerstört wird.

Vieles von dem, was im moment in $::form liegt, sollte eigentlich hier liegen. Die groben Differentialkriterien sind:

  • Kommt es vom User, und soll unverändert wieder an den User? Dann $::form, steht da eh schon

  • Sind es Daten aus der Datenbank, die nur bis zum Ende des Requests gebraucht werden? Dann $::request

  • Muss ich von anderen Teilen des Programms lesend drauf zugreifen? Dann $::request, aber Zugriff über Wrappermethode

4.1.4. Ehemalige globale Variablen

Die folgenden Variablen waren einmal im Programm, und wurden entfernt.

4.1.4.1. $::cgi

  • war nötig, weil cookie Methoden nicht als Klassenfunktionen funktionieren

  • Aufruf als Klasse erzeugt Dummyobjekt was im Klassennamespace gehalten wird und über Requestgrenzen leaked

  • liegt jetzt unter $::request->{cgi}

4.1.4.2. $::all_units

  • war nötig, weil einige Funktionen in Schleifen zum Teil ein paar hundert mal pro Request eine Liste der Einheiten brauchen, und de als Parameter durch einen Riesenstack von Funktionen geschleift werden müssten.

  • Liegt jetzt unter $::request->{cache}{all_units}

  • Wird nur in AM->retrieve_all_units() gesetzt oder gelesen.

4.1.4.3. %::called_subs

  • wurde benutzt um callsub deep recursions abzufangen.

  • Wurde entfernt, weil callsub nur einen Bruchteil der möglichen Rekursioenen darstellt, und da nie welche auftreten.

  • komplette recursion protection wurde entfernt.